Derzeit setzen wir unseren Forschungsansatz bei folgenden Forschungsprojekten um:
- Wirkung von Fortbildungen zu den Vergleichsarbeiten in der 3. Jahrgangsstufe (VERA 3)
- Feed-UB
- Begleitforschung Schulinspektion/Schulvisitation
- Datengestützte Unterrichtsentwicklung: Rückmeldeformate und Aufgabendatenbank
- Wissenstransfer in die Pädagogische Praxis
- Entwicklung der Rechtschreibkompetenz von der dritten zur vierten Jahrgangsstufe
1. Wirkung von Fortbildungen zu den Vergleichsarbeiten in der 3. Jahrgangsstufe (VERA 3)
Seit 2018 finden Ganztagsfortbildungen für Grundschullehrkräfte zu den Vergleichsarbeiten in der 3. Jahrgangsstufe (VERA 3) statt, die das LISUM in Kooperation mit dem ISQ anbietet. Teil dieser Fortbildungsreihe sind Veranstaltungen, die bewusst vor dem VERA-3-Testzeitraum liegen, um den Lehrkräften Impulse und Instrumente zu vermitteln, die sie zur Vorbereitung auf die Testungen im Unterricht anwenden können. Außerdem werden Veranstaltungen angeboten, die wiederum bewusst nach dem Testzeitraum angesiedelt sind. In diesen “Nach-VERA-3-Fortbildungen” geht es speziell darum, den Umgang der Lehrkräfte mit den rückgemeldeten Daten zu optimieren und ihnen auch hier Impulse und Instrumente für die Datenauswertung und -nutzung an die Hand zu geben.
Die Wirkung von Programmen wie Fortbildungen ist ein vielfach beforschtes Gebiet. Übergeordnetes Ziel solcher Veranstaltungen ist es – je nach Themenschwerpunkt – durch Wissensvermittlung und Impulse eine möglichst nachhaltige Wirkung bei den Teilnehmenden zu erzielen. Erhoffte Wirkungen in diesem Zusammenhang sind beispielsweise Wissenszuwachs, Einstellungsänderungen, Verhaltensänderungen, Transfer in die Praxis, etc.
Um die Wirkung der “Nach-VERA-3-Fortbildung” 2019 zu untersuchen, wird eine Evaluation dieser Fortbildung durchgeführt. In einem ersten Teil der Untersuchung wurden alle teilnehmenden Lehrkräfte der Fortbildung gebeten, einen kurzen Fragebogen auszufüllen. Neben Aspekten wie allgemeinen Eindrücken zur Veranstaltung, der Teilnahmemotivation sowie der eigenen Erfahrung mit VERA 3, wurde in diesem Fragebogen außerdem die Einstellung zu VERA 3 erfasst. In Ergänzung zu diesen Fragebögen werden im September 2019 Leitfadeninterviews mit Lehrkräften, die an der Fortbildung teilgenommen haben, geführt. Diese sollen einen tiefergehenden und differenzierteren Eindruck zur Wirkung der Fortbildung vermitteln.
Analog zu einem gängigen Modell für die Evaluation von Programmen (Kirkpatrick & Kirkpatrick, 2006) sollen in diesem Leitfadeninterview verschiedene Ebenen der Wirkung erfasst werden.
Es kann erwartet werden, dass die Teilnahme an der Fortbildung aufgrund der Vermittlung von theoretischem und anregendem Input für einen Wissenszuwachs gesorgt hat und nachhaltige Impulse zur Weiterarbeit mit den VERA-3-Daten in den Unterricht und in die Schulen getragen worden sind.
2. FEED-UB
Beim Projekt FEED-UB handelt es sich um ein Kooperationsprojekt mit dem Arbeitsbereich Schulpädagogik/Schulentwicklungsforschung der Freien Universität Berlin. Im von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderten Projekt „Unterrichtsbeurteilung und -feedback durch Schulleitungen. Entwicklung und Evaluation einer Feedbackintervention“ (Kurztitel FEED-UB) wird ein standardisierter Beobachtungsbogen entwickelt und pilotiert.
Mithilfe des standardisierten Beobachtungsbogens können Schulleitungen die Qualität des Unterrichts ihrer Lehrkräfte hinsichtlich der Dimensionen Unterstützung des Wissenserwerbs, Motivierung und Klassenmanagement beurteilen. Im Rahmen einer für diesen Zweck konzipierten Schulung wird ihnen ein umfassendes und grundlegendes Verständnis der den drei Dimensionen zugrundeliegenden Theorien vermittelt und sie werden über häufige Beurteilungsfehler aufgeklärt. Bei der Schulung werden u. a. Unterrichtsvideos diskutiert.
Darüber hinaus beinhaltet die Schulung ein Feedbacktraining, in dem Schulleitungen praxisnahe Kommunikationsstrategien für ein auf die Unterrichtsbeobachtung folgendes Feedbackgespräch kennenlernen. Das Feedbackgespräch wird im Rahmen von Rollenspielen anwendungsorientiert eingeübt.
Die so geschulten Schulleitungen geben ihren Lehrkräften auf Grundlage der standardisierten Beobachtung ein Feedback zu ihrem Unterricht. Gemeinsam mit den Lehrkräften legen sie Ziele fest und besprechen wie diese erreicht werden könnten (z. B. durch neue Lernaktivitäten oder Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen).
Das Projekt FEED-UB trägt zur Personalentwicklung an Schulen bei. Die Wirksamkeit der Feedbackintervention wird an Berliner Oberstufenzentren (OSZ) und Berufsschulen evaluiert.
Nähere Informationen zum Projekte finden Sie hier: http://www.ewi-psy.fu-berlin.de/einrichtungen/arbeitsbereiche/schulentwicklungsforschung/forschung/DFG/index.html
3. Begleitforschung SI/SV
Seit mehr als zehn Jahren werden in Berlin und Brandenburg Schulinspektionen bzw. -visitationen durchgeführt. In beiden Ländern wurde der zweite Durchgang mittlerweile abgeschlossen. Eine Hauptfunktion der Schulinspektion bzw. -visitation als Instrument der Qualitätssicherung ist, durch ihre Rückmeldungen zur Entwicklung der Brandenburger Schulen beizutragen. Das Institut für Schulqualität der Länder Berlin und Brandenburg e.V. (ISQ) wurde durch die Länder Berlin und Brandenburg beauftragt, im Rahmen einer wissenschaftlichen Begleitforschung zu analysieren, ob und wie dies aus Sicht von Schulleitung und Schulaufsicht gelingt.
Ziel der Studie ist es zu analysieren, ob durch die Schulinspektion bzw. Schulvisitation Prozesse ausgelöst wurden, die zur Entwicklung von Schulqualität beigetragen haben. Beleuchtet werden Auswirkungen des Verfahrens auf innerschulische Prozesse ebenso wie auf die Zusammenarbeit mit der Schulaufsicht. Für die Wirkungsanalyse wird die Befragung der Schulen über die Schulinspektion bzw. -visitation aus dem Jahr 2008/2009 wiederholt und teilweise aktualisiert. Somit trägt die Folgestudie nach zehn Jahren zur Abbildung der Entwicklung der Schulinspektion und Schulvisitation selbst bei. Zu diesem Zweck hat das ISQ eine Befragung entworfen, die sich an alle in der zweiten Runde regulär inspizierten Schulen wendet. Für Brandenburg wurde die Studie um eine Befragung zur aktuellen Visitation an Ganztagsschulen erweitert.
4. Datengestützte Unterrichtsentwicklung: Rückmeldeformate und Aufgabendatenbank
Die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten (VERA) und der zentralen Prüfungsarbeiten sollen datengestützte Impulse zur Unterrichts- und Schulentwicklung geben. Ziel verschiedener Projektstränge ist es, diese Prozesse substanziell zu unterstützen:
- Aufgabenumfelder und Lernumgebungen für VERA-Testaufgaben: In Zusammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe um Prof. Wollring (Universität Kassel) nutzt das ISQ eine Taxonomie zur Aufgabenvariation, um Lehrkräften in der 3. Klasse Mathematikaufgaben (in elektronischer Form) zur Verfügung zu stellen. Ausgehend von einer VERA-Testaufgabe werden Aufgabenvariationen erstellt (Aufgabenumfelder). Die Aufgabenumfelder können für die gezielte Förderung spezifischer mathematischer Kompetenzen genutzt werden. Gleichzeitig wird eine Facette der fachdidaktischen Kompetenz von Mathematiklehrkräften gefördert, da das Wissen der Lehrkräfte um die kognitiven Anforderungen von Mathematikaufgaben erweitert wird.
- Erweiterung der Aufgabendatenbank: Im Rahmen des Berliner Qualitätspaketes für Kita und Schule wurde vom ISQ eine Aufgabendatenbank entwickelt, die Test- und Lernaufgaben sowie didaktische Begleitmaterialien enthält. Mit dem ISQ-Aufgabenbrowser können Lehrkräfte zielgenau Aufgaben suchen, um ihren Unterricht bestmöglich an den Leistungsstand und Förderbedarf in ihren Klassen anzupassen.
- Anbindung der Aufgabendatenbank an das ISQ-Portal: Bei der Administration und Auswertung der VERA-Tests über das ISQ-Portal (z.B. Berechnung der Rückmeldungen) werden zahlreiche Informationen benötigt (z.B. Aufgabenmerkmale). Mit der technischen Anbindung der Aufgabendatenbank (in der die nötigen Informationen strukturiert vorliegen) an das ISQ-Portal, werden diese Prozesse effizienter gestaltet.
- Erweiterte Implementation der Bildungsstandards in Rückmeldesysteme: Die im VERA-Kontext vom IQB erarbeiteten Materialien zu den KMK-Bildungsstandards werden (unter Nutzung einer Wiki-Struktur) systematisch aufbereitet und mit der Aufgabendatenbank und dem ISQ-Portal verknüpft. Damit können insbesondere die VERA Rückmeldungen besser als bisher mit anschlussfähigem fachdidaktischen Wissen verbunden werden.
5. Wissenstransfer in die Pädagogische Praxis
Das ISQ hat mehrere qualitativ hochwertige Werkzeuge für die datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung erarbeitet. Hierzu zählen: die Individual-, Klassen- und Schulrückmeldungen aus VERA, die Schulrückmeldungen im Zuge der Berliner Abschlussprüfungen in Jahrgang 10 und der Abiturprüfung, das Selbstevaluationsportal, das SEP-SCHULE sowie der ISQ-Aufgabenbrowser. Diese Werkzeuge ergänzen sich wechselseitig und liefern wertvolle Informationen und Impulse zur Qualitätsentwicklung von Bildungsprozessen und –ergebnissen. Das vorliegende Projekt verfolgt drei komplementäre Ziele zum Wissenstransfer dieser Werkzeuge in die Bildungspraxis:
- Wir machen die ISQ-Werkzeuge durch Präsentationen vor Lehrkräften, Schulleitungen, aber auch Elternvertretungen sowie der Bildungsadministration, der Schulaufsicht und der Schulinspektion/ Schulvisitation sowie dem Bereitstellen geeigneter Materialien bekannt.
- Wir entwickeln Workshopkonzepte zur Nutzung dieser Werkzeuge für die datengestützte Schul- und Unterrichtsentwicklung. Diese sollen in die Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften und Schulleitungen bzw. der Schulaufsicht bzw. Schulinspektion oder -visitation sowie in die zweite Phase der Lehramtsausbildung integriert werden.
- Im Zuge der KMK-Lehrerbildungsoffensive unterstützen wir die Entwicklung und Evaluierung innovativer Seminarkonzepte zur Förderung von Forschungskompetenzen von Lehramtsstudierenden an der Freien Universität Berlin. Eine besondere Rolle spielen hierbei das Selbstevaluationsportal und die Rückmeldungen aus VERA.
6. Entwicklung der Rechtschreibkompetenz von der dritten zur vierten Jahrgangsstufe
Dieses Projekt widmet sich der Kompetenzentwicklung der Berliner Schülerinnen und Schüler im Rechtschreiben von der dritten zur vierten Jahrgangsstufe. Ausgangspunkt sind wiederholt schwache Rechtschreibleistungen in den Vergleichsarbeiten der dritten Jahrgangsstufe, die sowohl im Vergleich zu Mathematik als auch zu den anderen getesteten Deutsch-Domänen auffallen.
Sowohl fachdidaktische Annahmen zum Rechtschreiberwerb (vgl. Scheerer-Neumann, 2010) als auch Erkenntnisse des Bildungstrends 2016 (Stanat et al., 2017) weisen auf einen großen Kompetenzerwerb im Rechtschreiben in der vierten Jahrgangsstufe hin. Dieses Projekt prüft diese Annahme an einer Stichprobe von Berliner Grundschülerinnen und Grundschülern.
Die Berliner Drittklässlerinnen und Drittklässler an öffentlichen Schulen haben am Rechtschreibtest im Schuljahr 2016/17 verpflichtend teilgenommen. Im darauffolgenden Schuljahr 2017/18 bearbeiteten eine Stichprobe dieser Schülerinnen und Schüler in der vierten Jahrgangsstufe den selben Test erneut. Die Stichprobenziehung der Lerngruppen erfolgte auf Grundlage der Zugehörigkeit zu jahrgangsbezogenen bzw. jahrgangsübergreifenden Lerngruppen und ihrer Zuordnung zu Leistungsquartilen.
Die Studie soll Aufschluss darüber geben, ob sich die im Bildungstrend formulierten Leistungszuwächse auch für Berlin zeigen und welche Schlussfolgerungen sich daraus für die Aufbereitung der Ergebnisse für die Schulen sowie für die Interpretation der VERA-3-Ergebnisse für die Lehrkräfte ableiten lassen.