FAQ – VERA-8

VERA 3 und VERA 8 (Vergleichsarbeiten in den Jahrgangsstufen 3 und 8): Fragen und Antworten für Schulen und Lehrkräfte

FAQ der KMK

Die Vergleichsarbeiten der achten Klasse stellen ein kompetenzbasiertes Instrument zur Unterrichts- und Schulentwicklung dar. Sie sind dabei Teil der von der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) formulierten Gesamtstrategie zum Bildungsmonitoring und überprüfen inwieweit Schülerinnen und Schüler in der achten Klasse die Kompetenzen in den Fächern Mathematik, Deutsch und der ersten Fremdsprache, zur Erreichung eines mittleren Schulabschlusses bereits erreicht haben. Die VERA-Ergebnisse bieten einen Anlass, Fragen nach den Ursachen der Ergebnisse zu stellen und die eigene Unterrichtsplanung und -praxis zu reflektieren, um den Unterricht an der Einzelschule weiterzuentwickeln.

Zusätzlich übernimmt VERA eine Vermittlungsfunktion, indem Lehrkräfte an den Schulen darin unterstützt werden kompetenzorientiert und mit Bezug auf die Bildungsstandarts, als Bestandteil der Bildungs- und Lehrpläne , zu unterrichten

Eine zentrale Voraussetzung für erfolgreiches pädagogisches Handeln ist das Wissen um die Lernvoraussetzungen der Schülerinnen und Schüler. Je genauer die Lernangebote auf den Kenntnisstand, die Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler abgestimmt sind, desto größer ist deren Interesse und Motivation sowie der zu erwartende Lernerfolg. Zusätzlich zu den gewonnenen Erkenntnissen aus Unterrichtsbeobachtungen oder Schülerarbeiten liefert VERA auf die Bildungsstandards bezogene Informationen über erworbene Kompetenzen in den getesteten Bereichen der Fächer Deutsch, Mathematik (sowohl VERA 3, als auch VERA 8) oder der 1. Fremdsprache (nur VERA 8).

Die Ergebnisse der Vergleichsarbeiten liefern differenzierte Informationen über Stärken und Schwächen in der Lerngruppe und bieten damit der Lehrkraft wichtige Hinweise, worauf sie im Unterricht genauer eingehen sollte und in welchen Bereichen gegebenenfalls besondere Förderung angebracht ist. Diese Rückmeldungen können für die Unterrichtsgestaltung im letzten Jahr/den letzten Jahren des Primarbereichs bzw. Sekundarbereichs I genutzt werden, da mit ihnen frühzeitig verschiedene unterrichtliche Handlungspotentiale für den Übergang bzw. Abschluss identifiziert werden können, insbesondere mit Blick auf die Leistungsschwachen und die Leistungsstarken.

Bei der Betrachtung der Ergebnisse stellt die Klasse die wichtigste Analyseebene dar, denn hier liegt der Ausgangspunkt für die Weiterarbeit im Unterricht. Vergleiche mit Parallelklassen bieten gute Anlässe für den kollegialen Austausch und die Zusammenarbeit.

In einigen Ländern werden die VERA-Tests auch als „Lernstandserhebungen“ bezeichnet, um die Zielsetzung von VERA hervorzuheben, dass die Lehrkräfte bezogen auf die Bildungsstandards vertiefte Informationen zum Lernstand der Klasse erhalten.

Der Begriff „Vergleichsarbeiten“ verdeutlicht wiederum, dass mit VERA die in der eigenen Lerngruppe erreichten Lernstände in Relation zu verschiedenen Bezugsnormen betrachtet werden können:

  • Inhaltlicher („kriterialer“) Vergleich: Der Vergleich der Leistungen der einzelnen Schülerinnen und Schüler auf der Grundlage von inhaltlich beschriebenen Kompetenzstufen ermöglicht eine Orientierung an den Bildungsstandards.
  • Bezugsgruppenorientierter („sozialer“) Vergleich: Die Vergleichsarbeiten ermöglichen eine Standortbestimmung durch den Vergleich der Ergebnisse der Klassen untereinander ggf. auch mit dem Schulwert und durch den Vergleich mit den jeweiligen Landesergebnissen. In einigen Ländern können sich zudem unter bestimmten Voraussetzungen im Rahmen des sogenannten „Fairen Vergleichs“ die Klassen mit ähnlicher sozialer Zusammensetzung miteinander vergleichen (vgl. hierzu auch Frage 11).

VERA stellt ein kompetenzbasiertes Instrument zur Unterrichts- und Schulentwicklung der jeweiligen Einzelschulen dar und eignet sich daher nicht

  • für einen Vergleich oder ein öffentliches Ranking der teilnehmenden Schulen, da die Einzelschule in ihrer Weiterentwicklung unterstützt werden soll
  • als einzige Grundlage für Übergangs- bzw. Schullaufbahnempfehlungen, da es im Bezug auf einzelne Schülerinnen und Schüler keine zuverlässige Prognose liefert
  • als Instrument für eine vertiefte Individualdiagnostik oder Lernverlaufsanalysen, da es lediglich eine Momentaufnahme darstellt.

Zwischen den internationalen Schulleistungsuntersuchungen (wie PISA, IGLU/PIRLS und TIMSS) sowie den IQB-Bildungstrends zur zentralen Überprüfung des Erreichens der Bildungsstandards einerseits und den Vergleichsarbeiten andererseits bestehen Gemeinsamkeiten: Alle Untersuchungen geben Rückmeldungen zu erworbenen Kompetenzen.

Es bestehen aber auch bedeutsame Unterschiede. Diese betreffen vor allem die verfolgten Ziele (Wem sollen die Ergebnisse zu welchem Zweck dienen?) sowie die Betrachtungsebene und damit verbunden auch Unterschiede in der organisatorischen Umsetzung.

 

PISA und Co.

 

VERA

 

Was wird untersucht?

 

 

deutsches Bildungssystem im nationalen bzw. internationalen Vergleich

 

Unterrichts- und Schulentwicklung jeder einzelnen Schule

 

Wer nimmt teil?

 

 

zufällig ausgewählte Schulen in Deutschland und/oder anderen Ländern

 

alle öffentlichen Schulen in Deutschland

 

Wie häufig?

 

in regelmäßigen Abständen

 

jedes Jahr

 

Ziele

 

landesinterne oder länderübergreifende Vergleiche

 

Unterstützung der Einzelschulen  in ihrer Weiterentwicklung

 

Seit einem Beschluss der KMK vom 08.03.2012 sind die Vergleichsarbeiten in der 3. und 8. Klasse jährlich verpflichtend für alle Schülerinnen und Schüler an öffentlichen Schulen. Schulen in freier Trägerschaft können freiwillig am Test teilnehmen.

Ausgenommen von der Teilnahmepflicht sind:

  • Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischen Förderbedarf, sofern diese zieldifferent unterrichtet werden,
  • Schülerinnen und Schüler die seit weniger als 12 Monaten in Deutschland leben und die deutsche Sprache noch nicht ausreichend beherrschen, um dem Unterrichtsgeschehen problemlos folgen zu können. Diese Einschätzung kann von der im Fach Deutsch unterrichtenden Lehrkraft vorgenommen werden,
  • Schülerinnen und Schüler Willkommensklassen (Berlin) und Kinder, für die die Eingliederungsverordnung gilt (Brandenburg).

Schülerinnen und Schüler, die nicht zur Teilnahme verpflichtet sind, können trotzdem mitschreiben. Ihre Ergebnisse gehen jedoch nicht in die Berechnung von Klassen- und Vergleichswerten ein. Für diese Schülerinnen und Schüler wird – wie für alle anderen Schülerinnen und Schüler auch – eine Individualrückmeldung erstellt, die eine Analyse von Stärken und Schwächen ermöglicht.

VERA-Testhefte enthalten grundsätzlich ein Spektrum von sehr einfachen bis hin zu sehr schwierigen Aufgaben, sodass für jede Schülerin und jeden Schüler sowohl positive Erlebnisse („Das kann ich schon!“) als auch Herausforderungen entstehen.

Das IQB stellt verschiedene Module (Basis- und Ergänzungsmodule) zur Verfügung. Die Länder entscheiden, welche Ergänzungsmodule sie neben dem verpflichtend einzusetzenden Basismodul ihren Schulen anbieten. So kann auf die unterschiedlichen Fähigkeitsniveaus der Schülerinnen und Schüler und die fachlichen Bedürfnisse der Schulen besser eingegangen werden. Dabei ist es immer möglich, den Kompetenzstand der Schülerinnen und Schüler auf einem gemeinsamen Leistungsmaßstab festzustellen.

Die Tests werden von den Lehrkräften der jeweiligen Schulen organisiert und durchgeführt. Es gibt – im Unterschied zu PISA und ähnlichen Studien – keine externen Testleitungen. In der Regel werden die Tests von Lehrkräften korrigiert und die entsprechenden Punkte nach Vorgaben vergeben bzw. nach länderspezifischen Vorgaben ausgewertet.

Die Lehrkräfte erhalten von ihrem jeweiligen Landesinstitut bzw. der für VERA zuständigen Institution, in Berlin und Brandenburg das ISQ, die Testmaterialien sowie schriftliche Hinweise für die einheitliche Durchführung, Auswertung und Ergebnisrückmeldung. Je genauer die VERA-Tests nach den vorgegebenen Hinweisen durchgeführt werden, desto zuverlässiger ist die Aussagekraft der Ergebnisrückmeldungen für die Schulen und Lehrkräfte als Hauptadressaten.

Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung verändern sich auch die Darbietungsarten von Lernstandserhebungen. In einigen Ländern wird einem Teil der Schulen die Möglichkeit angeboten, dass die Schülerinnen und Schüler die Vergleichsarbeiten an digitalen Endgeräten durchführen. Zentral dabei ist, dass in den Ländern und in den Schulen dafür die technischen Voraussetzungen gegeben sein müssen. Das Angebot einer computerbasierten Testung wird fortlaufend verbessert.

Vergleichsarbeiten sind keine Klassenarbeiten. Die Vergleichsarbeiten sind standardisierte Tests mit Aufgaben, die wissenschaftlichen Gütekriterien genügen.

Mit VERA wird überprüft, inwieweit die Schülerinnen und Schüler die in den nationalen Bildungsstandards für den Abschluss der Primar- bzw. Sekundarstufe (HSA + MSA) beschriebenen Kompetenzen zum Zeitpunkt des Tests bereits erworben haben. Aber anders als herkömmliche Klassenarbeiten, die vorrangig als Lernerfolgskontrollen unmittelbar vorangegangener Unterrichtseinheiten dienen, bilden die Diagnose- und Vergleichsarbeiten als länderübergreifendes Instrument zu dem Testzeitpunkt nicht die spezifischen Lehr-, Rahmen- bzw. Bildungspläne der einzelnen Länder ab. Die VERA-Tests sind daher, im Unterschied zu Klassenarbeiten, nicht auf eine Benotung ausgerichtet.

Nachdem die VERA-Tests korrigiert und die Ergebnisse ins ISQ-Portal eingegeben wurden, werden diese Daten vom ISQ ausgewertet. Direkt nachdem die Ergebnisse eingetragen wurden, können die Sofortrückmeldungen heruntergeladen werden. Die Individualrückmeldungen folgen anschließend zeitnah, sodass sie für die weitere Unterrichtsgestaltung und -entwicklung sowie für die Unterrichts- und Förderplanung des nachkommenden Schuljahres bzw. der nachkommenden Schuljahre genutzt werden können. Hierbei verfahren die teilnehmenden Länder unterschiedlich. Die Rückmeldeformate beinhalten beispielsweise folgende Informationen:

  • Darstellung der individuellen Testergebnisse der teilnehmenden Schülerinnen und Schüler nach Menge der richtig gelösten Aufgaben bzw. der erreichten Kompetenzstufe,
  • Darstellung der Ergebnisse auf Lerngruppenebene nach Lösungshäufigkeiten je Aufgabe mit Referenzwerten Land bzw. Schule bzw. anderen Lerngruppen,
  • Darstellung der Testergebnisse auf Ebene der Schule nach erreichten Kompetenzstufen bzw. Leistungsverteilungen der teilnehmenden Lerngruppen mit Referenzwerten zum eigenen Land (vgl. hierzu auch Frage 11).

Die VERA-Ergebnisse geben den Lehrkräften eine Rückmeldung darüber, in welchen Bereichen ihre Schülerinnen und Schüler bzw. ihre Lerngruppe besondere Stärken und Schwächen aufweisen und wie deren Leistungen relativ zu denen anderer Lerngruppen und Schulen einzuordnen sind. Lehrkräfte und Schulleitungen sollten diese Informationen nutzen, um ihren Unterricht und die schulische Organisation von Lehr- und Lernprozessen systematisch weiterzuentwickeln. Während die Ergebnisrückmeldung zu Lerngruppen oder zur Schule sehr zuverlässig ist, dürfen Testergebnisse für einzelne Schülerinnen oder Schüler nicht überbewertet werden: Wie jede Messung kann ein Test immer nur in einer Art Momentaufnahme bestimmte Teilaspekte zu einem bestimmten Zeitpunkt festhalten. Die Lernentwicklungen der einzelnen Schülerin und des einzelnen Schülers kann hingegen die Lehrkraft am besten beurteilen.

In vielen Ländern wird die Teilnahme am so genannten „fairen Vergleich“ angeboten, der die Unterschiede in der Klassenzusammensetzung sowie ggf. weitere Faktoren berücksichtigt. Denn für den Leistungsstand einer Lerngruppe ist auch die Zusammensetzung der Schülerschaft von Bedeutung. Lerngruppen oder Schulen haben damit die Möglichkeit, sich mit Lerngruppen und Schulen mit ähnlichen sozialen Rahmenbedingungen zu vergleichen. Dies ist aber nur möglich, wenn Schulen/Lerngruppen, die verglichen werden sollen, die gleiche Modulkombination bearbeiten.

In Berlin und Brandenburg gibt es diese Möglichkeit leider nicht.

Die Ergebnisse von VERA erhält die Schule. VERA funktioniert als Verfahren der Selbstevaluation nur dann, wenn den Schulen ermöglicht wird, sich ohne öffentlichen Druck mit dem Abschneiden ihrer Schülerinnen und Schüler bzw. ihrer Lerngruppe auseinanderzusetzen, daher ist eine Veröffentlichung von VERA-Ergebnissen einzelner Schulen ist nicht vorgesehen.

In die Auswertung der VERA-Ergebnisse sind die zuständigen Schulgremien, die sich mit der Entwicklung von Unterrichtsqualität befassen, entsprechend den landesspezifischen Vorgaben einzubeziehen.

Die Rückmeldung zu den VERA-Ergebnissen und die Beratung hierzu erfolgt adressatenbezogen. Es sind unterschiedliche Berichtsformen möglich, je nachdem, ob die teilnehmende Schüler:innen, betroffene Eltern, ggf. die Elternvertretung, die beteiligte Lehrkraft, die Schulleitung und ggf. die Bildungsadministration die Adressaten der jeweiligen Ergebnisrückmeldung sind. Die Schulaufsicht kann die Schulen bei ihren Unterrichts- und Schulentwicklungsprozessen im Umgang mit den VERA-Ergebnissen unterstützen und beraten. Zu diesem Zweck können die VERA-Ergebnisse auch Gegenstand von Schulentwicklungsgesprächen zwischen Schulaufsicht und Schulen sein.

Lehrkräfte und Schulen erhalten durch VERA fachliche Anregungen und Informationen:

  • zum Umgang mit kompetenzorientierten Aufgaben und entsprechenden Ergebnisrückmeldungen,
  • für die Feststellung des Leistungsstands der eigenen Lerngruppe durch die verschiedenen Vergleichsmöglichkeiten,
  • für die Leistungseinschätzung und -beurteilung der eigenen Lerngruppe (diagnostische Kompetenzen),
  • zur Planung pädagogischer Interventionen und zielgerichteter Fördermaßnahmen sowie
  • für kooperative Unterrichtsentwicklung (Konferenz- oder Fachgruppenarbeit) im Kollegium

Schulen nutzen VERA, indem sie in einem Entwicklungskreislauf die Ergebnisse analysieren und auswerten, nach Ursachen fragen, daran anknüpfend erforderliche Maßnahmen ableiten und die Wirksamkeit der Maßnahmen überprüfen. Idealerweise setzen sich die Lehrkräfte im Team mit den VERA-Ergebnissen auseinander. Als besonders geeignete Ebene gelten dabei jahrgangsbezogene Fachgruppen bzw. jahrgangsübergreifende Fachkonferenzen. Der Schulleitung kommt in diesem Prozess der Weiterentwicklung eine besondere Rolle zu, indem sie die notwendigen strukturellen, organisatorischen und kommunikativen Voraussetzungen schafft.

Darüber hinaus trägt sie dafür Sorge, dass die aus VERA abgeleiteten Konsequenzen mit anderen Elementen der schulischen Qualitätsentwicklung (z. B. Selbstevaluation, externe Evaluation) bzw. sonstigen schulischen Schwerpunkten (z. B. Förderkonzepte, ggf. schulinterne Curricula, Projekte zur Elternkooperation) abgestimmt und verknüpft werden. Die meisten Länder sehen vor, dass die Schulaufsicht den Schulen bei der Qualitätsentwicklung unterstützend und beratend zur Seite steht (vgl. dazu auch vorherige Frage). Darüber hinaus sollte eine Rückkopplung zum Unterstützungsbedarf der Schulen, z. B. im Hinblick auf die Datenanalyse und -nutzung, an die jeweils zuständigen Akteure (Landesinstitute, auswertende Einrichtungen) erfolgen, damit diese mit ihrem Angebot auf die Bedarfslage der Schulen reagieren können.

  • Fortbildungen
  • Möglichkeit auf Expertinnen und Experten (z. B. Schulentwicklungsberatung) zurückzugreifen, die Schulen bei der Datenanalyse und der darauffolgenden Maßnahmenplanung helfen
  • Broschüren und Handreichungen (siehe unten)
  • Internetseiten der Schulministerien und Landesinstitute mit didaktischen Handreichungen und Kommentaren zu den eingesetzten Aufgaben